Die Logistik als Frühwarnsystem der Wirtschaft

Die Logistik als Frühwarnsystem der Wirtschaft

21. November 2022

Einige Anzeichen sprechen für eine Delle in der Konjunktur. Ganz unabhängig von den Folgen des Krieges wie auch der damit verbundenen Inflation sehen manche Experten den Einbruch der Frachtraten für Übersee-Transporte als ein Signal für nachlassende Nachfrage und damit eine drohende Rezession. Denn die Einbrüche sind allein mit der (teilweisen) Beendigung der Pandemie nicht zu erklären. Der Transport für einen Überseecontainer von Shanghai nach Rotterdam kostete noch Anfang 2022 17.000 $, jetzt pendelt sich der Preis bei 1.700 $ ein. Damit fallen natürlich auch die hohen Verdienstspannen. Doch es sind eine Vielzahl von Faktoren, die hier zusammenspielen. Nachdem sich die Staus in China und vor den Häfen in Europa auflösen, dauert die Abfertigung bis zur Umladung auf LKW nicht mehr acht Tage wie in der Krise, sondern nur noch zwei. Das geht einher mit einer endlich wieder einsetzenden Normalisierung der Lagerbestände in Europa. Damit sinkt auch die Nachfrage. Zudem haben die großen Reedereien viele neue Container-Schiffe geordert und sorgen damit selbst für eine schlechter werdende Auslastung. Eine geringere Nachfrage hängt auch mit dem fallenden Konsum zusammen, der sich für den Verbraucher tatsächlich aus den Preissteigerungen und der allgemeinen Verunsicherung ergibt.

Europa will mehr Güter lagern und selbst produzieren

Dazu kommt eine weitere Tendenz. Nach der Unterbrechung der Lieferketten in Pandemie-Zeiten haben die Produzenten in Europa und Deutschland stark reagiert. Sie haben sich einerseits viele neue Lieferanten gesucht und andererseits die Lagerhaltung massiv ausgebaut. 68% der deutschen Industrie hat ihre Lager vergrößert. 65% haben ihre Lieferanten umgeschichtet. Bei den kleinen und mittelgroßen Unternehmen bauen sogar 73% auf größere Lager. Die Fertigungstiefe, also das Wiedereingliedern von Fertigungsprozessen nach Deutschland, hat sich dagegen nur bei wenigen erhöht. Es sind etwa 14% der Unternehmen, die damit allerdings auch versuchen müssen, dem Fachkräftemangel zu trotzen. Zwar drohe Deutschland sicher keine Deindustrialisierung, so der Ifo-Präsident Clemens Fuest. Aber die Globalisierung der vergangenen Jahrzehnte wird es so nicht mehr geben. Wenn allerdings die Produktion auf dem Kontinent verstärkt wird, müssen die Staaten dringend gegen den Fahrermangel bei den Transportunternehmen vorgehen. Und der soll sich nach neuen Studien bis zum Jahr 2030 in Bezug auf die fehlenden Stellen verdreifachen.